Die Welt der Formen

Der Naturforscher und Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald veröffentlichte 1922 seine Formenlehre Die Harmonie der Formen. Bis 1928 folgten vier Mappenwerke unter dem Titel Die Welt der Formen, in denen die Lehre methodisch ausformuliert wurde. Die 240 Serien von Formen, auf transparenten Blättern gedruckt, erlauben unzählige Kombinationsmöglichkeiten und stellen ein frühes Beispiel regelbasierter Programmierung im Bereich von Kunst und Design dar.

Ostwalds Farben- und Formlehre beeinflussten nicht nur den Werkbund, sondern auch das Bauhaus und die niederländische Kunstbewegung De Stijl. Designer wie Moholy-Nagy, Herbert Bayer oder später Vertreter der Konkreten Kunst wie Max Bill, Karl Gerstner, und besonders Hans Hinterreiter, nahmen seine Ideen begeistert auf. Dennoch ist Ostwalds Formenlehre – im Gegensatz zu seiner Farbenlehre – heute weitgehend in Vergessenheit geraten.

Dieses Forschungsprojekt möchte dazu beitragen, Ostwalds Formenlehre einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen: Im Herbst 2025 erscheint eine kritische Neuauflage im Verlag Spector Books Leipzig, die auch bisher unveröffentlichte Manuskripte und Fragmente einschließt, sowie Ostwalds Arbeiten im Spannungsfeld von Wissenschaft und Kunst, Gesetzmäßigkeit und Intuition, Ornament und Figuration einordnet. Begleitend dazu lädt diese digitale Plattform (aktuell im Beta-Status) dazu ein, Ostwalds Texte, Formen und Gesetze mithilfe von interaktiven Grafiken zu entdecken.